Vom Bienenstock zum Tiegel

Der Betreiber der ersten "Bienenfabrik" verlässt sich auf die Anlagen von Ruland Engineering & Consulting.

Gemeinsam wurde das moderne Produktionsunternehmen für Apiphytoprodukte mit speziell zugeschnittener Prozesstechnik entwickelt. Den Dinosauriern sind sie wohl nicht begegnet. Doch vermutlich bevölkern Bienen die Erde seit 40 bis 50 Millionen Jahren. Ca. 9.000 Jahre alte Steinzeichnungen belegen die Beschäftigung der Frühzeitmenschen mit Bienen und Honig. Vor der Entdeckung des Zuckers war Honig die einzige Quelle süßer Versuchung, wertvoll und entsprechend teuer. Und schon damals waren die heilenden Kräfte der von Bienen erzeugten Produkte bekannt.

In Russland werden seit Menschengedenken Volksheilmittel unter Verwendung von Imkereiprodukten hergestellt und begründen die besondere Liebe des russischen Volkes zu Bienenprodukten. Propolis wird dort traditionell als natürliches Mund- und Zahnpflegemittel verwendet. Das in der russisch-orthodoxen Kirche gefeierte dreiteilige Erntedankfest wird im Volksmund Honig-Erlöser genannt. In Zeiten der Not konnten die Menschen dank Bienen und Imkerei ihre Lebensumstände verbessern.

Tentorium: Ein Unternehmen aus der Tradition Russlands

Auch die Gründer von Tentorium, einem russischen Unternehmen mit Hauptsitz in Perm, haben mit Hilfe der Imkerei schwierige Zeiten überwunden und im Jahr 1990 auf dieser urrussischen Tradition aufbauend eine höchst erfolgreiche Produktwelt entwickelt. Inzwischen gehört Tentorium zu den weltweit führenden Herstellern von Apiphytoprodukten und ist der einzige Hersteller, der komplett alle von Bienen produzierten Stoffe verarbeitet. Traditionelle Rezepte aus der Volksheilkunde wurden ergänzt durch Produkte, denen moderne, wissenschaftlich basierte Studien zugrunde gelegt wurden.

Der Produktkatalog von Tentorium hält eine große Vielfalt von Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika für alle Bereiche der gesunden Ernährung und Körperpflege bereit. Und alle enthalten von Bienen produzierte Komponenten. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen belegen die hohe Kreativität und Innovation der Tentorium-Produkte. Vertrieben werden die mehr als 100 unterschiedlichen Produkte, die in der Vergangenheit größtenteils handwerklich hergestellt wurden, über eine Direktvermarktungsstruktur mit mehreren hunderttausend Distributoren.

Produktionsanlage von Apiphytoprodukten mit Schaltschrank

Tentorium stellt auf industrielle Produktion um

Der große Erfolg von Tentorium und die Absicht des Unternehmens, den Export zu forcieren, machten den Bau einer modernen Produktionsstätte notwendig. Die Suche nach einem geeigneten Anlagenbauer, der in der Lage ist, die große Vielfalt der Produkte und Produktionsverfahren in einen industriellen Prozess umzusetzen, hat Tentorium schließlich zu Ruland geführt.

Konzept, Verfahren und Anlagen für die Bienenfabrik

Consulting für Betriebs- und Produktionskonzept

Im Rahmen einer Consulting-Studie entwickelte Ruland ein Betriebs- und Produktionskonzept zur Herstellung und Verpackung von Honig, Honigmischungen, Propolis-Extrakten, Dragees und kosmetischen Cremes. Alle Rezepturen wurden mit dem Kunden zusammen analysiert. Für die Herstellung unter industriellen Bedingungen wurden geeignete Verfahren ausgesucht und die Prozesstechnik teilweise neu entwickelt. Der Scale up-Prozess der Produktionsschritte wurde durch umfangreiche Versuche im Technikum von Ruland unterstützt. Das Konzept für die Bienenfabrik schloss sämtliche Betriebsbereiche ein, von der Energie- und Stromversorgung über die Prozesstechnik bis zur optimierten Abfüllung und Verpackung. Für die Umsetzung der benötigten unterschiedlichen Technologien hat Ruland auf spezialisierte Partner zurückgegriffen, die zugelieferten Komponenten in den Gesamtprozess integriert und die Turn-key-Verantwortung für die Gesamtanlage übernommen. Für den Ausbau und die Modernisierung des vorhandenen Altbaus entwickelten die erfahrenen Ruland-Spezialisten ein Nutzungs- und Sanierungskonzept mit besonderem Blick auf die Optimierung der Energie-Effizienz und Gewährleistung einer hygieneorientierten Bauphysik.

Um mit entsprechender Technologie die Energieeinsparpotentiale eines Blockheizkraftwerks (BHKW) zu nutzen, wurden in einem ganzheitlichen Ansatz alle Betriebsbereiche aufeinander abgestimmt. So konnten für die Strom- und Wärmeversorgung die Verbräuche und Prozesstemperaturniveaus so optimiert werden, dass Tentorium in dem BHKW entstehende Wärme fast vollständig in der Gebäudeheizung und als Prozesswärme verwerten kann. Für die Herstellung von Produktwasser wurde eine heiß reinigbare und sanitisierbare Umkehrosmoseanlage mit vorgeschalteter Enthärtung aufgebaut. Im Bereich der Rohstoff-Aufbereitung, der auch die Herstellung von Puderzucker umfasst, wurden durch den Einbau eigensicherer Mühlen mit vergleichsweise geringem Aufwand die Explosionsschutz-Richtlinien eingehalten. Die Mahlprozesse sind so schonend ausgelegt, dass auch Blütenpollen ohne thermische Belastung und Gefahr der Verklumpung zu feinem Puder vermahlen werden können.

Schonender Umgang mit Rohstoff und Produkt

Wichtig ist die sorgfältige Siebung des Honigs, der von Imkern in russischen Wäldern gesammelt wird, und das zuverlässige Entfernen der von Bienen eingebrachten Fremdkörper. Nach Vortemperierung wird der Honig aus den Liefergebinden entleert und filtriert. In einem Mischer werden die Produktionschargen zubereitet. Für die traditionellen Honigmischungen werden weitere Zutaten zugegeben. Die fertigen Produkte werden in automatischen Anlagen abgefüllt, etikettiert und verpackt. Für die Herstellung der Cremes, deren wichtiger Bestandteil Bienenwachs ist, wurde zunächst ein Wachsreinigungsprozess entwickelt.

Das geklärte Wachs wird sodann mit weiteren Zutaten vermischt und homogenisiert. Sofort danach wird es, ohne menschlichen Handeingriff, hygienisch auf Kunststoff-Tiegel abgefüllt, etikettiert und verpackt. Da Tentorium für die Rezepturen teilweise alkoholische Pflanzenextrakte verwendet, galt es nicht nur, russische Hygiene-Vorschriften für die Kosmetika-Herstellung einzuhalten, sondern auch lokale Explosionsschutz-Bestimmungen zu berücksichtigen.

Steuerung und Bedienung der Anlage

Zusammen mit dem prozesstechnischen Teil lieferte Ruland die Anlagensteuerung, die Visualisierung und die Dokumentation der Produktionsprozesse. Diese wurde den spezifischen Anforderungen der Anlagentechnik und besonderen Bedürfnissen von Tentorium entsprechend individuell programmiert. Ebenso wurde für eine reibungslose Kommunikation mit den Anlagensteuerungen der Unterlieferanten gesorgt. In der Zentrale Leitwarte werden alle Prozesse überwacht und mittels Chargenprotokollierung dokumentiert. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Projektes war die Integration eines Ausbildungsprogramms für das Personal, das neben theoretischen Anteilen vor allem auf eine intensive Anleitung durch Produktionsbegleitung vor Ort baut.

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