Projektbericht
Glanbia Cheese
neues Werk für die Herstellung von Mozzarella
Liquid Handling für neues Mozzarella-Werk
Anlagen- und Rohrleitungsbau für das Liquid Handling des vielseitigen Milchprodukts
Die Unternehmensgruppe um Glanbia Cheese und Leprino Foods hat in Portlaoise, Irland ein neues Werk für die Herstellung von Mozzarella gebaut. In der hochmodernen Produktionsanlage kommen patentierte Verfahren zum Einsatz, mit denen Rezepte hergestellt werden, die genau auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind. Um einen hohen Qualitätsstandard sicherzustellen, waren die Anforderungen an alle Lieferanten extrem hoch und die Umsetzungsdetails sehr anspruchsvoll. An dem Neubau haben zahlreiche Auftragnehmer aus der ganzen Welt mitgewirkt und eine geschäftige Großbaustelle mit komplexem Gebäude unter den zusätzlichen Herausforderungen der Covid-19-Pandemie koordiniert. Als Spezialist für flüssige Produkte hat der Anlagenbauer Ruland Engineering & Consulting GmbH die Planung, Auslegung und Ausführung für den Großteil der Medienversorgung der Produktionsprozesse, als auch den Bau kompletter Anlagenmodule im Flüssigbereich übernommen.
Hygienic Design für höchste Ansprüche
Mit Basic Engineering startet eine sorgfältige Projektplanung
Bei einem Besuch in einem der amerikanischen Vorzeigewerke wurden alle potentiellen Lieferanten auf den sehr hohen Anspruch in Bezug auf Hygiene Design eingestimmt. Der Kunde hat einen ganzheitlichen Ansatz mit klaren Vorgaben und Anforderungen für Gebäudeplanung, Prozess, eingesetzte Komponenten, die hygienische Konstruktion der Module und der Elektroinstallation in allen Bereichen. Nach dem Besuch in USA hatte das Projektteam die Kundenerwartungen für die neue Produktionsstätte in Irland genau vor Augen. Auch für den Anlagenbauer Ruland, der sich selbst als Experte für Hygienic Design-Ausführung und Umsetzung versteht, ist in diesem Projekt die Detailtreue in der Umsetzung beeindruckend und für einen Lebensmittelproduzenten nicht alltäglich. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung konnten die Ingenieure von Ruland einige Details in diesem Bereich weiter optimieren. 2017 startete das Projekt mit einer intensiven Basic Engineering-Phase. Ruland hatte hierbei die Verantwortung im Bereich der Utilities. In einer 20000-Zellen-Tabelle wurde für alle benötigten Medien zusammengetragen, welche Verbräuche (inklusive Haustechnik) zu erwarten waren. Das Projektteam hat die Daten ausgewertet, die Bedarfe ermittelt und die entsprechenden Anlagen zur Erfüllung dieser Anforderungen ausgelegt und angefragt. Auch ein kurzfristiger Umstieg von klassischer Energieversorgung auf ein Blockheizkraftwerk zur Einsparung von Kosten und Ressourcen wurde mit allen Konsequenzen berücksichtigt. Bevor es an die Detailplanung ging, klärte Ruland mit dem Auftraggeber die Beauftragung der einzelnen Gewerke, damit sich das Team auf das Detail-Engineering seiner Kernaufgaben konzentrieren konnte.
Die technische Ausstattung für das Produktionswerk
Auslegung und Lieferung von Anlagen und Rohrleitungstrassen
Der spätere Ruland-Lieferumfang teilte sich in zwei Hauptbereiche: die Auslegung und Lieferung von Anlagen sowie die komplette Rohrleitungsplanung und Installation vor Ort für das gesamte Werk. Damit deckte Ruland einen Großteil der technischen Ausstattung am Gesamtprojekt ab. Die Ruland-Monteure haben alle Anlagenteile im Werk in Neustadt vorgefertigt und verkabelt und später vor Ort in Betrieb genommen, einschließlich
Wasserhaus mit vor Ort gefertigtem Tagespuffertank und Wasseraufbereitung | Heiß- und Kaltwasserbereitung und Versorgung für den ganzen Betrieb | Dosiermodul für alle Flüssigkomponenten | Zentrale CIP-Anlage für die Versorgung aller Prozessanlagen mit 6 Tanks (bis zu 100 m³ Inhalt) und 5 Kreisläufen mit Nennweite DN 150. Die CIP-Reinigungsanlage wurde aufgrund ihrer Größe und klimatisch passenden Bedingungen für den Außenbereich ausgelegt und aufgestellt. | Chemikalientanklager mit Lagertanks für Säure und Lauge | Dosiereinheiten für weitere Chemikalien | Mehrere Temperierkreisläufe für die Prozessanlagen | 8 Hochdruckreinigungsstationen in speziellem Hygienic Design inklusive Versorgungsstation | Schaltschränke für alle Ruland-Module
Detaillierte Rohrleitungsplanung unterstützt die spätere Ausführung
Mit 3D und BIM wird die Planung plastisch
Auf der Basis der Verbrauchermatrix und der Raumplanung der Anlagen entstand die erste Planung der gesamten Werksverrohrung. Die Konstrukteure planten das Rohrleitungsnetz und erstellten ein 3D-Modell, das alle Rohrleitungs- und Kabeltrassen sowie Wand- und Deckendurchbrüche plastisch darstellt. Die 3D-Daten hat Ruland in Zusammenarbeit mit den Architekten und der ausführenden Baufirma wöchentlich in ein digitales Model, dem BIM (Building Information Modeling) integriert, mit dem jederzeit der aktuelle Planungsstand für alle Gewerke abrufbar war. Mit dieser umfassenden 3D-Planung konnten Architekt, Baufirma, Ruland-Montageleitung und alle anderen Anlagenlieferanten Schnittstellen eindeutig definieren, diskutieren und eventuelle Schnittstellenprobleme klären. Zudem gab das BIM allen eine klare Vorstellung wie das Werk später aussehen würde. Arbeitsabläufe konnten überprüft und optimiert werden.
Im August 2019 begann das Team mit der Umsetzung und Einrichtung der Baustelle. „Dank des BIM-Modells und technisch äußerst kompetenter Ansprechpartner auf Kundenseite konnten wir auftretende Probleme kurzfristig ganz unkompliziert lösen. Kleinere Fehler, die sich erst vor Ort gezeigt haben, konnten schnell korrigiert werden“ berichtet Bauleiter Axel Steinbach. „Besonders knifflig war die Verlegung der Rohr- und Kabeltrassen in den niedrigen Zwischendecken. Dafür mussten wir uns eine clevere Lösung überlegen.“, so Axel weiter. Auch bei der Montage der vielen Rohrleitungskilometer im Außenbereich erwies sich das raue irische Klima als Herausforderung. Für einwandfreie Schweißarbeiten mussten die Rohre während der Montage vor Wind und Wetter geschützt werden. Die Qualität der Schweißnähte stellte das Team mit einer Endoskop-Prüfung sicher. Für die Installation der Rohrbrücken in der Höhe wurde eigens für das Anheben der schweren Einzelteile aus Rohr und Halterung ein 500-t-Kran eingesetzt. Auch die komplette Abwasserverrohrung und der Anschluss an die Abwassertanks vor Ort wurde vom Ruland-Team übernommen.
Das Projekt in Zahlen
Material, Manpower, Abwicklung, Großbaustelle
Material
- 30 km Rohrmaterial, DN 15 – DN 300
- 6.000 Bögen
- 1.000 T-Stücke
- 1.000 Reduzierungen
- 10.900 Rohrschellen
- 39 km Kabel
- 50.000 Kabelbinder
Manpower
- 22.700 Stunden Engineering
- 71.500 Stunden Montage
Abwicklung
- bis zu 60 Mitarbeiter vor Ort
- 50 Dokumente zur Beurteilung der Arbeitssicherheit
- 450 Sicherheitsschulungen
Gesamtbaustelle
- ca. 25 Unternehmen
- ca. 350 Personen
Die Umsetzung vermeidet Kontaminationsrisiken bis in Detail
Hygiene Design als besondere Projektherausforderung
Bei der Gebäudeplanung unterscheidet Glanbia konsequent in High- und Low Care- Bereiche. Das bildet den Produktionsalltag ab, in dem Mitarbeiter Aufgaben ausschließlich in einem Hygienebereich erledigen sollen und zeitaufwändige Bereichswechsel vermieden werden. Die Hauptverrohrung befindet sich in einer begehbaren Zwischendecke oberhalb der Produktionsräume. Die Anlagenmodule wurden punktgenau senkrecht von oben mit abgedichteten Rohrdurchführungen durch die Zwischendecke angeschlossen. Dadurch ist der High Care-Bereich heute nahezu frei von waagrechten Trassen. Alle Rahmen im High Care-Bereich sind mit Flachstahlprofilen ausgeführt, da weder an Modulrahmen noch für Rohrhalterungen Hohlprofile erlaubt sind. Auch die elektrisch-pneumatische Installation war besonders anspruchsvoll. Vom Low Care-Bereich oberhalb der Zwischendecke werden alle Kabel in geschlossenen Rohrsystemen in Hauptschränke und Vor-Ort-Kästen geführt. Nur auf den letzten Metern werden die Kabel und Luftschläuche offen zum Sensor oder Aktor geführt. Selbstredend kamen an den Ein- und Austrittsstellen zum geschlossenen System nur EHEDG-zertifizierte Edelstahl-Kabelverschraubungen zum Einsatz.
Landesspezifische Vorgaben sorgen für zusätzliche Projektanforderungen
Die Covid 19-Pandemie verschärft die Arbeitssicherheitsvorschriften weiter
Sehr großer Wert wurde auf die Beachtung der Arbeitssicherheitsvorschriften gelegt. Alle Ruland-Mitarbeiter mussten vor Betreten der Baustelle eine zweitägige Sicherheitsschulung absolvieren. Zudem mussten alle Lieferanten ein Safety Statement zur sicheren Ausführung von Montagearbeiten abgeben und pro Raum und Arbeitspaket zusätzlich ein Risk Assessment Method Statement erstellen. Hierin hat das Team die Arbeiten und mögliche Risiken vorab beschrieben und geeignete Maßnahmen zur Vermeidung zusammengestellt. Extrem herausfordernd für die Projektumsetzung war der Ausbruch der Covid 19-Pandemie. Nach einer kurzen Unterbrechung konnten die Arbeiten auf der Baustelle unter Einhaltung einer strengen 14-Tage-Quarantäne und zusätzlichen Online- und Vor-Ort-Schulungen fortgesetzt werden. Arbeiten durften nur unter Einhaltung eines Mindestabstands von 2 Metern, ausschließlich mit Mund-/Nasenschutz und Händewaschen im 3-Stunden-Rhythmus ausgeführt werden. Durch diese Maßnahmen konnte die Baustelle ohne weitere Unterbrechungen fortgeführt werden und Ende 2020 die Inbetriebnahme der Anlagen beginnen. Im März 2021 wurde das Projekt mit kleineren Nachträgen erfolgreich abgeschlossen.
Das sagt der Kunde
“Die Umsetzung dieses Projektes mit unseren hohen Anforderungen und in einem anspruchsvollen Zeitrahmen erforderte bei allen Projektbeteiligten ein Höchstmaß an fachlicher Kompetenz.
Ruland Engineering & Consulting GmbH konnte mit seinem Niveau an Fachwissen und Unternehmensgröße, sowohl die Anforderungen an Konstruktion als auch an die Prozessinstallation erfüllen. Eine gemeinsame Vorstellung davon, was “außergewöhnlich” bedeutet, eine offene, vertrauensvolle Beziehung zwischen beiden Parteien und hochqualifiziertes Personal sorgten für eine lohnende Erfahrung. Ich kann Ruland als ein Unternehmen empfehlen, das danach strebt, in seinem Fachgebiet exzellent zu sein und eine Antwort auf die Zukunftskonzepte der Lebensmittelindustrie geben möchte.“ Conor O’Donovan, Director of Technical Services, Glanbia Cheese Ltd
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